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In ihren übermalten Buchdeckeln erschafft Julia Tschaikner eine bildnerische Topographie aus Fundstück, Geschichte und Geste. Die Bücher – oft gebrauchte, inhaltlich heterogene Objekte – tragen Spuren ihres Vorlebens: Titel, Gebrauchsspuren, thematische Prägungen. Diese materiellen und semantischen Schichten werden durch malerische Überlagerungen nicht ausgelöscht, sondern poetisch weitergeschrieben.
Tschaikners Malerei – oft fragmentarisch, figural angedeutet, in lasierender oder gestischer Anlage – verweigert illustrative Lesbarkeit zugunsten offener Bildräume. Sie schafft Übergänge zwischen dem Sichtbaren und dem Angedeuteten, zwischen Inhalt und Oberfläche, zwischen dem Gelesenen und dem Gesehenen.
Im Zentrum steht das Buch als Speicher von Geschichten – real, imaginiert, vergessen. Die künstlerische Geste wird dabei zur Methode archäologischer Verdichtung: Jede Arbeit enthält Spuren verschiedener Zeiten, Kontexte und Wahrnehmungen. In theoretischer Hinsicht lässt sich das Werk im Spannungsfeld von Palimpsest-Ästhetik und einer Poetik des Materials verorten. Die Buchdeckel sind keine Träger von Wissen, sondern Orte visueller Resonanz.
Werkserie seit 2010
Julia
Tschaikner